Das Denkmal wurde 2000 von der VHB in Zusammenarbeit mit der Einwohner- und Burgergemeinde Büren erstellt.

Interniertenlager

Das Interniertenlager im Häftli und das Lagerspital in Oberbüren

Während dem 2. Weltkrieg wird in Büren an der Aare das grösste je in der Schweiz betriebene Flüchtlingslager gebaut. Erstellt für die Internierung von polnischen Armeeangehörigen im Jahre 1940 dient das Lager später auch der Unterbringung ziviler Kriegsflüchtlinge. Am Ende des Krieges sind hier auch russische Heimkehrverweigerer untergebracht. Im Lager in Büren an der Aare sind im Laufe des Krieges insgesamt rund 7000 bis 8000 Personen einquartiert.

Im Juni 1940 interniert die Schweiz 29’000 Franzosen und 12’000 Polen des 45. französischen Armeekorps, das an der Grenze zum Berner Jura von deutschen Truppen in die Enge getrieben worden ist. Die internierten Soldaten werden entwaffnet und zunächst in die verschiedenen Regionen der Schweiz verteilt. Das Vichy-Regime, die deutsch-freundliche Regierung im unbesetzten Südfrankreich ist nicht bereit, die polnischen Soldaten aufzunehmen. Die Franzosen hingegen können noch im gleichen Jahr heimkehren. So muss die Schweiz noch vor Wintereinbruch Unterkünfte für die internierten Soldaten planen. Man projektiert eine wintertaugliche Unterkunft und erhofft sich von der Konzentration der Internierten auch finanzielle Einsparungen. Im Herbst 1940 wird in Büren an der Aare ein Lager für 6’000 polnische Internierte errichtet. Neben dem Hauptlager im Häftli wird in Oberbüren ein Lagerspital mit 10 geräumigen Krankenbaracken und einer Klinik erstellt.

Die Armee bezeichnet das Lager in der Planungsphase als «Concentrationslager». Unter diesem Begriff verstehen die Behörden zu dieser Zeit, als es in Nazi-Deutschland noch keine Vernichtungslager gibt, ein Arbeitslager. Der Begriff wird dann aber bald aufgegeben und das Lager in «polnisches Interniertenlager» umbenannt. Das Lager umfasst insgesamt 130 Baracken. 1946 wird das Lager abgebaut, nachdem die letzten russischen Internierten in die Sowjetunion ausgeschafft sind. Bis zur Aufhebung des Lagers im Jahre 1946 haben schätzungsweise 100'000 fremde Soldaten und Zivilpersonen Büren passiert. Heute steht nur noch die frühere Wäschereibaracke – im Volksmund «Polenküche» genannt. Sowohl im Häftli wie in Oberbüren erinnern je ein Gedenkstein an das Lager und das Interniertenspital.

Das Lager wird nach strengen militärischen Mustern geführt und ständig von einer Einheit der Schweizer Armee bewacht. Stacheldrahtzaun, beschränkter Ausgang und die engen Verhältnisse führen zu Aggressionen. Für die stolzen polnischen Soldaten ist das Lagerleben eine Demütigung.

Ende 1940 kommt es zu heftigen Konflikten zwischen dem Bewachungskorps und protestierenden Polen. Es fallen auch Schüsse auf polnische Internierte. Es ist die Phase mit der höchsten Belegung (ca. 3'500 Personen). Damit zeigen sich die Grenzen einer sozialverträglichen Internierung.

Viele polnische Internierte leisten in den Folgejahren Arbeitseinsätze auf Bauernhöfen und werden im Strassenbau und bei Bodenverbesserungsarbeiten eingesetzt. Auf Initiative polnischer Akademiker entstehen in Gossau, Winterthur und Grangeneuve Hochschulen für polnische Internierte.

Trotz der zwiespältigen Erfahrungen wird das Lager in den folgenden Kriegsjahren als Flüchtlingslager verwendet. Auf die polnischen Internierten folgen jüdische Zivilflüchtlinge, dann italienische Militärangehörige und weitere Flüchtlinge aus nationalsozialistischer Verfolgung.

Nach Kriegsende flüchten russische Heimkehrverweigerer, die aus deutschen Arbeitslagern entwichen oder aus der sowjetischen Armee desertiert sind. Viele von ihnen werden zwangsweise in die Sowjetunion ausgeliefert. Viele entziehen sich durch Untertauchen einer Ausschaffung.

Heute steht vom Lager nichts mehr, ausser der Wäscherei. Nun wollen verschiedene Kreise das Gebäude vor dem Zerfall retten. Für die Eigentümer ist es aber ein Stück Familiengeschichte, das sie bisher nicht verkaufen wollten. Siehe auch unter folgenden links:

Radiosendung SRF vom 5.9.2022 >>
Grenchner Tagblatt vom 20.8.2022 PDF >>

Dr. phil. Jürg Stadelmann vom 1.9.2020 PDF >>



Die Geschichte des Interniertenlagers ist in folgenden Hornerblättern der VHB ausführlich dokumentiert:

HB 1999,  „Concentrationslager“ Büren a.A., 1940-1946
Das grösste Flüchtlingslager der Schweiz im Zweiten Weltkrieg
Jürg Stadelmann / Selina Krause
vergriffen

HB 1996, Wachtdienst im Interniertenlager Büren,
Tagebuch von Eduard Lombard  >> Bestellen

HB 1946, Internierung in Büren 1940 - 1946 >> Bestellen